27.7.2 Gerundium vs. present participle wenn der Ausführende der Handlung, die beschrieben wird,               nicht mit dem Subjekt des Satzes identisch ist

Sowohl das Gerundium wie auch das Partizip Präsens können ein eigenes Subjekt haben. Der Handlungsträger der Tätigkeit, die durch das Gerundium oder das Partizip beschrieben wird, ist dann nicht identisch mit dem Subjekt des Satzes. In diesem Fall, das Gerundium bzw. das present participle besitzen ein eigenes Subjekt, kann es schwierig sein, ein present participle von einem gerund zu unterscheiden. (Wir erwähnen nochmals, dass es hier um ein Problem der Analyse geht, für den Spracherwerb an sich ist es völlig gleichgültig, ob sie erkennen, dass es sich um einen gerund bzw. einen present participle handelt, Hauptsache sie verwenden die Formen richtig.)

In der Form ähneln sich das Partizip und das Gerundium. In der Funktion der Beschreibung einer Handlung einer vom Subjekt verschiedenen Person, konkurrieren jedoch das Gerundium, das Partizip und der Infinitiv. Eine Übersicht:

Gerundium Present Participle Infinitiv
  Aktivform
  She excused him being late.
  She excused his being late.
 I saw him eating an apple.   I saw him eat an apple.
  Sie entschuldigte sein   Zuspätkommen.   Ich sah ihn, einen Apfel essend.   I sah ihn einen Apfel essen.
  Bestimmte Verben als Auslöser

  Auslöser sind in beiden Fällen die Verben der Sinneswahrnehmung.

  Das Gerundium ist das Objekt bei   bestimmten Verben, die   Konstruktion kann auch mit einem   anderen Substantiv erfolgen.   Der Unterschied liegt darin, dass der Infinitiv eine einfache,   möglicherweise sich wiederholende Handlung beschreibt. Das present   participle betont, wie die Verlaufsform, den Verlauf der Handlung im   zeitlichen Rahmen.
  Passivform
  He was excused for being late.   She was seen eating an apple.   She was seen to eat an apple.
  Er wurde für sein Zuspätkommen   entschuldigt.   Sie wurde einen Apfel essen   gesehen.   Sie wurde gesehen, wie sie einen   Apfel aß.
  Bestimmte Passivkonstruktionen   verlangen den Gebrauch einer   Präposition. Nach Präpositionen   folgen Gerundien. Auch hier ist das   Gerundium Objekt.   Infinitive im Passiv werden immer mit to gebildet.

  Auch hier liegt wieder der Unterschied in der Betonung des   Handlungsverlaufs durch das present participle im Gegensatz zu einer   allgemeinen Beschreibung einer Handlung.

Wie bereits im Kapitel 27.4.4 erläutert, ist die Konstruktion (We excused him being late again) im gehobenen Sprachgebrauch bei Personen unüblich, allein bei Dingen oder Sinnzusammenhängen (She insisted on the food being eaten.) ist sie auch in der Schriftsprache verbindlich. Die in der Schriftsprache bei Personen üblichere Form mit einem Possessivpronomen (oder mit einem Genitiv) enthüllt den eigentlichen Charakter dieser Konstruktion als Objekt (We excused his being late again.), der noch deutlicher wird, wenn man das Gerundium durch ein anderes Substantiv ersetzt (We excused [his] behaviour). Das Gerundium ist nichts weiter als ein Verbalsubstantiv und nur ein (Verbal)substantiv kann eben als Attribut ein Possessivpronomen haben. Generell kann gesagt werden, dass bei einer Konstruktion dieses Typs in der deutschen Übersetzung ebenfalls mit einem Substantiv konstruiert (Wir entschuldigen sein Zuspätkommen) werden kann. Die, umgangsprachliche mögliche, Konstruktion mit einem Personalpronomen jedoch (We excused him being late) läßt sich analytisch sauber nicht mehr auflösen. Der Sprachgebrauch hat hier eine Variante eingeführt, die das Verbalsubstantiv kaum noch als ein solches erkennen lässt.

Ein attributiv verwendetes present participle ist eine zusätzliche Beschreibung, die üblicherweise mit einem Nebensatz oder einer adverbialen Bestimmung übersetzt werden kann. Diese adverbiale Bestimmung kann man im Satz weglassen, ohne dass der Sinn komplett verloren geht. Wenn wir also mit den oben genannten Überlegungen nicht sicher entscheiden können, ob es sich um ein gerund oder present participle handelt, dann können wir es mal mit Weglassen versuchen. Ein present participle ist lediglich eine Präzisierung, ihn kann man weglassen und der Satz ergibt noch einen Sinn. Ein gerund ist ein Objekt, läßt man es weg, verliert der Satz seinen Sinn.

Gerundien Present Participles
She didn't insist on his working with us.
= Sie hat nicht auf seine Mitarbeit bestanden.

She prepared dinner with her baby sleeping next to her. = Sie bereitet Abendbrot mit ihrem Baby neben ihr schlafend.
She didn't insist on his ... with us. She prepared dinner with her baby next to her.

Wir sehen also, den Gerund kann man nicht weglassen, "She didn't insist on his with us" ergibt keinen Sinn, den Wegfall des present perfect allerdings kann man verschmerzen, " She prepared dinner with her baby next to her" ist ein perfekter Satz.

Und derselbe Trick würde auch für unser Beispiel oben funktionieren.

Gerundien Present Participles
We excused him/his being late again. We saw him eating an apple.
We excused him/his... We saw him.

Auch eine Übertragung ins Deutsche unterstreicht den Unterschied. Present participles können mit dem Präsenspartizip übersetzt werden, Gerundien nicht. Ein Satz wie: Wir entschuldigten ihn wiederholt spät seiend. kann man als schlicht falsch ansehen. Im Deutschen kann ein gerund höchsten durch einen Infinitiv ersetzt werden, der tatsächlich auch als Verbalsubstantiv verwendet werden kann. Dahingegen ist "Wir sahen ihn einen Apfel essend" durchaus akzeptabel. Das ist vielleicht stilistisch nicht ausgereift, geht aber als didaktisch motivierte Hilfsübersetzung durch.

Es sei nochmals angemerkt, dass für die Sprachpraxis die klare analytische Trennung zwischen Gerundium und Partizip weitgehend irrelevant ist. Die Analyse dient hier lediglich der Sensibilisierung, erleichtert das Verständnis der Konstruktionen, die Beherrschung dieser Konstruktionen erfolgt aber durch die Sprachpraxis automatisch.





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