8.1 Vergangenheitszeiten - Einführung |
Die Vergangenheitszeiten des Englischen, wie im übrigen
auch die Vergangenheitszeiten der romanischen Sprachen,
sind eines der großen Themen der englischen Grammatik,
da das Englische zwar formal ein ähnliches System
hat, das simple past entspricht dem Imperfekt, das present
perfect dem Perfekt und das past perfect dem Plusquamperfekt,
diese Ähnlichkeit aber tatsächlich lediglich
formaler Natur ist, in der Verwendung ähneln sich
die Zeiten nicht, da das Englische hier Unterscheidungen
trifft, die das Deutsche nicht trifft, oder, um es genauer
zu sagen, nur dann trifft, wenn es auf die Unterscheidung
wesentlich ankommt, bzw. der Deutsche kann einen Unterschied
zwischen dem Imperfekt und dem Perfekt in der Regel
nur bei didaktisch geschickt gewählten Beispielen
erkennen.
In didaktisch geschickt gewählten Beispielen,
ähnelt das Zeitensystem des Deutschen dem des Englischen,
normalerweise jedoch, tut es das nicht, da im Deutschen
meist der Imperfekt gegen das Perfekt ausgetauscht werden
kann. Nur wenn man geschickt Beispiel wählt, wird deutlich, dass zwischen dem Imperfekt und dem Perfekt auch im Deutschen ein Unterschied besteht.
a) Perfekt: Maria öffnete das Fenster und sagte:
„Oh, es hat geschneit.“
b) Imperfekt: Maria öffnete das Fenster und sagte:
„Oh, es schneite.“
Hier erkennen auch Deutsche, dass das Perfekt („es hat geschneit“) nicht gegen das Imperfekt („es schneite“) substituiert werden kann. In diesem, didaktisch geschickt gewählten Beispiel, ist jedem klar, dass ein enger Zusammenhang besteht zwischen der mit Schnee bedeckten Landschaft und dem Fallen des Schnees. Ein Ereignis der Vergangenheit hat einen Einfluss auf die Gegenwart und Maria will genau diesen Einfluss auf die Gegenwart kenntlich machen. Durch das Imperfekt wird aber genauer dieser Einfluss negiert, so dass b) absurd ist. Man kann sogar Beispiele finden, wo die Aussage eines Satzes in Abhängigkeit von der Zeit verändert wird.
a) Perfekt: Ich habe meinen Geldbeutel verloren.
b) Imperfekt: Ich verlor meinen Geldbeutel.
c) Plusquamperfekt: Ich hatte meinen Geldbeutel verloren.
Das Perfekt, wir sehen das an diesem Beispiel deutlich, reicht, zumindest in didaktisch geschickt gewählten Beispielen, bis in die Gegenwart, dies bedeutet für unser Beispiel, dass er den Geldbeutel in der Gegenwart nicht mehr hat. b) jedoch ist unklarer, das Imperfekt tendiert, steht es isoliert, dazu, eine Handlung als abgeschlossen zu beschreiben, von daher würden die meisten Deutschen b) so interpretieren, dass er entweder den Geldbeutel wieder gefunden hat oder der Verlust seines Geldbeutels ihm inzwischen gleichgültig ist. Bei c) wiederum unterstreicht der Plusquamperfekt die Bedeutungslosigkeit eines Ereignisses der Vergangenheit für die Gegenwart, Deutsche Muttersprachler verstehen c) folglich so, dass er seinen Geldbeutel inzwischen wieder hat. In diesen kritischen, didaktisch geschickt gewählten Beispielen, ähnelt das Deutsche Zeitensystem dem des Englischen. Normalerweise jedoch sind der Imperfekt und der Perfekt im Deutschen gegeneinander substituierbar.
Er schrieb mir gestern einen Brief.
Er hat mir gestern einen Brief geschrieben.
Ein ausführlichere Diskussion des deutschen Zeitensystems finden Sie hier:
http://www.franzoesisch-lehrbuch.de/grammatik-englisch/kapitel7/7_vergangenheitszeiten.htm
Dann nächster Punkt, nächster Punkt, nächster
Punkt. Zwar wird dort ein Abgleich gemacht zwischen
dem Zeitensystem des Französischen und dem Zeitensystem
des Deutschen, aber die Bemerkung zum deutschen Zeitensystem
sind zutreffend.
Dass das Deutschen ab und an mal zwischen Imperfekt und Perfekt sehr deutlich unterscheidet, merkt man auch, wenn man diese drei Sätze vergleicht.
1) Er las das Buch nicht, redet aber darüber, als ob er es gelesen hätte.
2) Er hat das Buch nicht gelesen, redet aber darüber, also ob er es gelesen hätte.
3) Er hatte das Buch nicht gelesen, redete aber darüber, als ob er es gelesen hätte.
ad 1) Der Satz ist vollkommen daneben. Es mag, wenn man lange darüber nachdenkt, Konstellationen geben, wo eine im Imperfekt beschriebene Handlung mit einer im Präsens beschriebenen Handlung verbunden wird, aber das ist dann auf jeden Fall ein exotischer Fall.
Möglich ist das: Er las das Buch nicht, redete aber darüber, als ob er es gelesen hätte.
Wir haben also einen Teilnehmer eines Literaturseminars, der es schafft, sich anhand von Wikipedia ausreichend Hintergrundwissen zu besorgen, um an der Diskussion teilzunehmen, obwohl er das Buch nicht gelesen hat. Entscheidend ist, das ist der Unterschied zu 2), die Gleichzeitigkeit. Das Seminar ist also so angelegt, dass Kapitel für Kapitel gelesen wird und nach jedem Kapitel eine Besprechung stattfindet.
ad 2) Dieser Satz ist möglich, bedeutet aber was anderes als 1), auch in der modifizierten Fassung. Hier ist das Seminar jetzt anders geplant. Hier wird vorausgesetzt, dass die Teilnehmer vor Beginn des Seminars das Buch zur Gänse gelesen haben, was eben dieser Teilnehmer nicht getan hat. Der schlägt sich mit Wikipedia durchs Leben.
ad 3) Dieser Satz ist entspricht dem vorherigen, allerdings in der Vergangenheit. Das Plusquamperfekt beschreibt einen Vorgang, der für ein Ereignis der Vergangenheit bedeutsam ist. Er hat also für die Vergangenheit die gleiche Funktion wie das Perfekt für die Gegenwart.
Was wollte uns der Dichter mit seinem Werk sagen? Der Dichter wollte uns lediglich mitteilen, dass auch im Deutschen das Imperfekt deutlich andere Funktionen hat als das Perfekt und in bestimmten Konstellationen auch im Deutschen das Imperfekt nicht durch das Perfekt und das Perfekt nicht durch Imperfekt sustituiert werden kann. Im Deutschen gibt es solche Situationen zugegebenermaßen selten, aber es gibt sie und will man sich klar machen, wie eine falsche Verwendung des simple past bzw. des present perfect sich für einen Englisch Muttersprachler anhört, dann kann man sich das eben mit Sätzen wie den oben genannten klar machen.
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