15.1 Das Passiv - Einführung

Das Passiv steht im Gegensatz zum Aktiv, der wohl in jeder Sprache die Normalform ist. Beim Aktiv führt das Subjekt die durch das Verb beschriebene Tätigkeit aus.

Beispiel
Er trinkt ein Glas Milch.

Das Passiv hingegen beschreibt eine Handlung, die das Subjekt "erduldet", die es also nicht selbst ausführt. Das Subjekt ist hierbei Adressat, der durch das Verb beschriebenen Handlung, aber nicht der Ausführende.

Beispiel
Ein Glas Milch wird von ihm getrunken.

Es ist offensichtlich, dass das Glas Milch die Handlung "erduldet", sie aber nicht ausführt. Die folgenden beiden Tabellen zeigen, wie sich die Elemente des Satzes verschieben, wenn aus einem Aktivsatz ein Passivsatz gebildet wird.

Aktiv      
Subjekt Verb direktes Objekt indirektes Objekt
John gibt das Buch Mary.

Im Passiv wird nun das Akkusativobjekt des Aktiv-Satzes zum Subjekt. Gibt es einen Urheber, dann wird dieser mit der Präposition von eingeführt.

Passiv        
Subjekt Verb (Hilfsverb) ObjektUrheber Verb (Partizip II)
Das Buch wird Mary von John gegeben.

Darüber hinaus gibt es das unpersönliche Passiv mit dem undefinierten Subjekt es. Konstruktionen dieser Art finden wir im Deutschen häufig, im Englischen, wie wir noch sehen werden, selten, eigentlich nur nach Verben des Denkens und Sagens. Bei diesem Typ von Sätzen haben wir entweder gar kein Subjekt, oder ein "künstliches", nämlich "es".

Hier wird nicht geraucht. <=> Es wird hier nicht geraucht.

Das Passiv hat grundsätzlich zwei Bedeutungsschwerpunkte. Zum einen wird - wie schon der Name sagt - das Subjekt als die Handlung passiv erduldend beschrieben, es hat also keine aktive Beteiligung daran - warum auch immer. Zum anderen ist oftmals der Verursacher der Aktion unbekannt. Das Deutsche hat für diesen Fall zusätzlich noch eine aktivische Umschreibung, eine Art anonymes Subjekt: man.

das unpersönliche Passiv und man als Subjekt
Es wurde uns gesagt, dass er nicht da ist.
Man hat uns gesagt, dass er nicht da ist.

Wobei das Indefinita man nicht 100 prozentig dem Passiv entspricht.

Man repariert Autos.
Die Autos werden repariert.

Handelt es sich um eine Kfz-Werkstatt, beschäftigt sich diese mit der Reparatur von Autos. In diesem Fall könnte man sagen "Man repariert Autor." Das ist die Beschreibung dessen, was im allgemeinen getan wird. In diesem Fall könnte man nicht sagen "Die Autos werden repariert". Umgekehrt umgekehrt. Ist ein Tornado über den Fuhrpark gefegt und hat die Autos etwas demoliert zurück gelassen, dann heißt es "Die Autos werden repariert". Es handelt sich dann nicht um eine gewöhnliche Tätigkeit, sonder um einen Einzelfall.

Weiter kann die Passivkonstruktion ein Imperativ sein.

a) Das wird jetzt so gemacht!
b) Man macht das so.

Bei a) haben wir einen Ordine Mufti. Irgendjemand fordert mit Nachdruck, dass irgendetwas jetzt so gemacht wird. Bei b) wird lediglich festgestellt, dass irgendwas im Allgemeinen so gemacht wird.


Weiter wird im Deutschen unterschieden zwischen Vorgangspassiv (Er wird getauft) und Zustandspassiv (Er ist getauft). Das Vorgangspassiv beschreibt einen Prozess, das Zustandspassiv beschreibt das Resultat eines Prozesses, wobei natürlich klar ist, dass dem Zustand ein Prozess vorangegangen sein muss, man kann schlecht getauft sein, wenn man nicht getauft wurde. Diese Unterscheidung ist im Englischen zwar möglich, eine eigene grammatikalische Form jedoch existiert, wie wir später sehen werden, hierfür nicht.

Vorgangspassiv und Zustandspassiv
Vorgangspassiv: Er wird getauft.
Zustandspassiv: Er ist getauft.




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