Das Passiv steht im Gegensatz zum Aktiv, der wohl in jeder
Sprache die Normalform ist. Beim Aktiv führt das
Subjekt die durch das Verb beschriebene Tätigkeit
aus.
Beispiel
Er trinkt ein Glas Milch.
Das Passiv hingegen beschreibt eine Handlung, die das
Subjekt "erduldet", die es also nicht selbst
ausführt. Das Subjekt ist hierbei Adressat, der durch
das Verb beschriebenen Handlung, aber nicht der Ausführende.
Beispiel
Ein Glas Milch wird von ihm
getrunken.
Es ist offensichtlich, dass das Glas Milch die Handlung
"erduldet", sie aber nicht ausführt. Die folgenden beiden Tabellen zeigen, wie sich die Elemente des Satzes verschieben, wenn aus einem Aktivsatz ein Passivsatz gebildet wird.
Aktiv
Subjekt
Verb
direktes Objekt
indirektes Objekt
John
gibt
das Buch
Mary.
Im Passiv wird nun das Akkusativobjekt des Aktiv-Satzes
zum Subjekt. Gibt es einen Urheber, dann wird dieser mit
der Präposition von
eingeführt.
Passiv
Subjekt
Verb (Hilfsverb)
Objekt
Urheber
Verb (Partizip II)
Das Buch
wird
Mary
von John
gegeben.
Darüber hinaus gibt es das unpersönliche
Passiv mit dem undefinierten Subjekt es.
Konstruktionen dieser Art finden wir im Deutschen häufig,
im Englischen, wie wir noch sehen werden, selten, eigentlich
nur nach Verben des Denkens und Sagens. Bei diesem Typ
von Sätzen haben wir entweder gar kein Subjekt, oder
ein "künstliches", nämlich "es".
Hier wird nicht geraucht. <=> Es wird hier nicht
geraucht.
Das Passiv hat grundsätzlich zwei Bedeutungsschwerpunkte.
Zum einen wird - wie schon der Name sagt - das Subjekt
als die Handlung passiv erduldend beschrieben, es hat
also keine aktive Beteiligung daran - warum auch immer.
Zum anderen ist oftmals der Verursacher der Aktion unbekannt.
Das Deutsche hat für diesen Fall zusätzlich
noch eine aktivische Umschreibung, eine Art anonymes Subjekt:
man.
das unpersönliche Passiv
und man als Subjekt
Es wurde uns gesagt, dass er nicht da ist.
Man hat uns gesagt, dass er nicht da ist.
Wobei das Indefinita man nicht 100 prozentig dem Passiv entspricht.
Man repariert Autos.
Die Autos werden repariert.
Handelt es sich um eine Kfz-Werkstatt, beschäftigt sich diese mit der Reparatur von Autos. In diesem Fall könnte man sagen "Man repariert Autor." Das ist die Beschreibung dessen, was im allgemeinen getan wird. In diesem Fall könnte man nicht sagen "Die Autos werden repariert". Umgekehrt umgekehrt. Ist ein Tornado über den Fuhrpark gefegt und hat die Autos etwas demoliert zurück gelassen, dann heißt es "Die Autos werden repariert". Es handelt sich dann nicht um eine gewöhnliche Tätigkeit, sonder um einen Einzelfall.
Weiter kann die Passivkonstruktion ein Imperativ sein.
a) Das wird jetzt so gemacht!
b) Man macht das so.
Bei a) haben wir einen Ordine Mufti. Irgendjemand fordert mit Nachdruck, dass irgendetwas jetzt so gemacht wird. Bei b) wird lediglich festgestellt, dass irgendwas im Allgemeinen so gemacht wird.
Weiter wird im Deutschen unterschieden zwischen Vorgangspassiv
(Er wird getauft) und Zustandspassiv (Er ist getauft).
Das Vorgangspassiv beschreibt einen Prozess, das Zustandspassiv
beschreibt das Resultat eines Prozesses, wobei natürlich
klar ist, dass dem Zustand ein Prozess vorangegangen sein
muss, man kann schlecht getauft sein, wenn man nicht getauft
wurde. Diese Unterscheidung ist im Englischen zwar möglich,
eine eigene grammatikalische Form jedoch existiert, wie
wir später sehen werden, hierfür nicht.